Affiliate Links begegnen einem im Internet an vielen Stellen. Aber nicht jeder kann mit dem Begriff etwas anfangen. Daher erst einmal eine kurze Erklärung, was so ein Link eigentlich ist:
Ein Affiliate Link funktioniert so, dass er von jemanden bereitgestellt wird, ein anderer klickt drauf. Der Link führt zu einem Shop, dort kann man das verlinkte Produkt zum regulären Preis kaufen. Derjenige der den Link erstellt hat bekommt dann eine Provision. Klingt super oder? Aber jede Medaille hat zwei Seiten. So auch die Sache mit den Affiliate-Links. Meiner Meinung nach haben diese Links folgende gravierende Nachteile:
1. Marktmacht AMAZON
Die meisten Affiliate Links über die man im Internet stolpert verweisen auf Amazon. Einem Konzern, demgegenüber man durchaus kritisch sein sollte (siehe auch „Vier Wochen ohne Amazon„). Amazon ist nicht unbedingt der günstigste Anbieter. Darüber hinaus ist die Funktionsweise der Affiliate Links bei Amazon auch vielen Nutzern nicht wirklich bekannt. Es ist nämlich so, dass durch das Anklicken des Links alle Einkäufe, die man binnen der nächsten 24 Stunden bei Amazon tätigt dem Link und seinem Ersteller zugeordnet werden. Also nicht nur das, was man unmittelbar nach anklicken kauft und nicht nur das verlinkte Produkt.
2. Nur zeigen, was man verlinken kann.
Einer der größten Marktplätze für Affiliate Links ist vermutlich Youtube. Da werden Produkte gezeigt und natürlich auch verlinkt. Das führt zum einen dazu, dass vermehrt nur noch Produkte vorgestellt werden, die man auch gewinnbringend verlinken kann, zum Anderen dazu, dass Videoinhalte generiert werden, die nur den Zweck haben ein solches Produkt unterzubringen. Das Video wird also auf den Link hin optimiert. Dass dabei die Qualität der Inhalte leidet sollte jedem mündigen Internetnutzer klar sein.
3. Datenschutz – Wen interessiert das schon?
Gerade die Vebindung von Youtube und Amazon, zwei der größten Datensammler weltweit sollte einem zu denken geben. Denn durch den Klick auf einen Affiliate-Link unter einem Youtube-Video werden die Datensätze beider Plattformen zusammengeführt. Youtube bekommt Daten von Amazon und umgekehrt. Mehr kann man über das eigene Kauf -und Surfverhalten kaum preisgeben. Und geben wir nicht schon unfreiwillig genug von uns preis? Auf die DSGVO bezogen ist so mancher Umgang mit Affiliate-Links zumindest grenzwertig. Einen interessanten Artikel dazu habe ich euch weiter unten verlinkt.
Es gibt also gute Gründe, derentwegen man Affilaite Links gegenüber eine eher ablehnende Haltung haben kann. Aber gerade auf Youtube scheinen viele Nutzer das auszublenden. Schließlich will man ja dem Videomacher durch den Einkauf über diese Links etwas gutes tun. Das spornt natürlich beide Seiten dazu an die Links noch exzessiver zu benutzen. Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass alleine mit der Youtube-eigenen Werbfunktion durch die zunehmende Verbreitung von Werbeblockern kaum nach was zu verdienen ist.
Genug reicht immer noch nicht
Bis vor einigen Jahren habe ich selbst auch Affiliate-Links genutzt und ich weiß, wieviel Umsatz sich da generieren lässt. Aber einigen scheint das nicht zu reichen. So treibt die Nutzung von Affiliate-Links immer seltsamere Blüten. Sie werden in festgepinnten Kommentaren eingebunden, die der Videoersteller selbst geschrieben hat. Direkt nach erscheinen des Videos natürlich. Üblicherweise werden die Links ansonsten nur in der Videobeschreibung eingebunden. Die liest aber kaum noch jemand. Also werden dann in den Videos nur noch Hinweise gegeben und auf die Verlinkung hingewiesen, statt die hinter dem Link befindlichen Informationen direkt im Video preiszugeben. „Ich habe euch XY verlinkt, dann könnt ich euch das selbst anschauen“. Wie gesagt, Videos werden daraufhin optimiert, dass die Zuschauer auf die Links klicken.
Was ich mir wünschen würde
Ich bin nicht generell gegen Affiliate-Links. Im Grunde genommen ist es ja auch eine tolle Idee. Nur was aus dieser Idee geworden ist, das stört mich inzwischen. Vor einigen Jahren gab es tausende sogenannter „Testseiten“. Schnell erstellte Seiten mit angeblichen Produkttests. Sinn dieser Seiten war es, möglichst viele Affiliate Links zu positionieren. An diesem Punkt habe ich auf meinem damals sehr bekannten „Holzwerkeblog“ entschieden keine Affiliate Links mehr zu nutzen. Ich wollte nicht in einen Topf mit den unseriösen Testseiten geworfen werden. Genau so geht es mir auch auf Youtube. Ich werde auf meinem Kanal mit derzeit fast 80.000 Abonnenten keine Affiliate Links nutzen. Ich kann mich mit den Nachteilen einfach nicht anfreunden.
Es wäre wünschenswert, dass sich Internetnutzer besser im Netz auskennen, und Anbieter etwas besser aufklären würden. Wie der fünfte Abschnitt des weiter unten verlinken Dokumentes zeigt steuert aber zumindest Amazon aktiv dagegen.
Auf Youtube bezogen würde ich mir von den Videomachern mehr Kreativität in Bezug auf die Finanzierung wünschen. Paypal-Spendenpools, Patreon, der Verkauf von Videoinhalten über entsprechende Plattformen. Das alles sind Möglichkeiten einen Videokanal zu finanzieren. Vielleicht nicht so einfach wie das Setzen von Affiliate-Links, aber eventuell seriöser, langfristiger gedacht und ohne Einflussnahme auf die Inhalte.
Vielleicht stehe ich mir meiner Skepsis gegenüber Affiliate-Links und vor allem der aktuellen Entwicklung auch auf einsamem Posten und sehe so manches auch mit einem gewissen Scheuklappenblick. Ich habe das große Glück, nicht von den direkten Einnnahmen meines Youtube-Kanals leben zu müssen. Vielleicht bin ich aber mit meinen Gedankengängen aber auch nicht ganz alleine, oder es ist sogar noch viel schlimmer, als gedacht.
Schreibt mir doch mal eure Meinung zu dem Thema.
Weiterführende Links:
Vereinbarung zur Teilnahme am Amazon Partnerprogramm
https://partnernet.amazon.de/help/operating/agreement
Besonders interessant ist Abschnitt 5
Affiliate und die Probleme mit der DSGVO
https://www.onlinesolutionsgroup.de/blog/affiliate-marketing-und-dsgvo/
Lieber Heiko,
volle Zustimmung. Ich gehe stark davon aus, dass der finanzielle Wert der Daten, die Amazon und Co auf diese Weise von den Usern (denen, die auf den Link klicken) sammeln, die Provision mehr als wettmacht.
Mit seinen Daten füttert man als Affiliate-Link-KlickerIn also nicht nur die Datenbanken, sondern auch die Konten der entsprechenden Konzerne. Und das ohne mMn angemessene Gegenleistung.
Obendrein ist diese Anheizung von Konsumverhalten nicht nur (wie von dir schon angedeutet) wenig sozialverträglich, sonder auch alles andere als Umwelt- und Klimaschonend.
Viele Grüße
Fabian
zu den A-Links – Es wird aus den Erklärungen von amazon vermutlich nicht klar, wer der Begünstigte ist, wenn ich an einem Tag mehrere Affiliate Links verwende…. Der Erste? der Letzte? Alle gemeinsam zum gewissen Anteil? Wer käme schon beim Einkaufen auf die Idee bei der Recherche nur einen – und dann auch noch einen speziellen – Influenzer zu fördern.
Vermutlich wird der Letzte das Rennen machen und alles abstauben. Das ist für die Programmierer am Einfachsten.
The winner takes it all! Und das Schöne ist, dass es außer amazon KEINER kontrollieren kann. Und amazon will es nicht kontrollieren, denn sie gewinnen immer. Beim Roulette ist das die „0“
>Vielleicht stehe ich mir meiner Skepsis gegenüber Affiliate-Links und vor allem der aktuellen Entwicklung auch auf einsamem Posten und sehe so manches auch mit einem gewissen Scheuklappenblick.<
Nein bist du ganz und garnicht!
Ich sehe das genauso denn es hat schon den Beigeschmack von Betrug.
Der Nutzer glaubt eine ehrliche Information zu gekommen aber in wirklich wird er ausgenutzt.
Bei dem US Händler mit dem A am Anfang kaufe ich schon seit Jahren nur das was es woanders nicht gibt und das kommt sehr sehr selten vor.
Ich bergreife auch nicht warm so viele Menschen bei einer Firma bestellt die unsere gewachsen Städte zerstört, die Mitarbeiter ausnutzt, Lieferanten ausquetscht und dann auch noch zu überhöhten Preisen verkauft.
Mit freundlichen Grüßen
Reinhard Falk
Ich finde deine Einstellung mega gut!
Allerdings ist es für einen Youtube Zuschauer ein einfacher Weg dich zu unterstützen.
Ich finde nur den Missbrauch dieser Technik ziemlich krass. Ggf, wäre ja Amazon Smiles etwas für dich.
Ich mag zwar die Markt-Macht von Amazon nicht, allerdings ist es aber auch ein Marktplatz.
Wie Otto, eBay etc. auch.
Ich drücke dir die Daumen und ziehe den Hut vor dir das du persönlich verzichtest.
Hallo Peter,
ich habe für mich mit meinem Youtube-Kanal und unserer kleinen Firma „Kurswerkstatt-saar.com“ einen guten Weg der Finanzierung gefunden.
Gruß
Heiko
Danke, Heiko, dass Du dieses Thema aufgreifst. Endlich tut das mal jemand mit der geboteten Klarheit. Auch ich versuche, auf Amazon so gut es geht zu verzichten, aus den beschriebenen Gründen.
Hut ab, lieber Heiko, ich sehe deinen Kanal schon eine ganze Weile und finde deine Art sehr angenehm. Sachlich, fachkundig, ohne Schnickschnack. Ich baue mir auch gerade eine Werkbank und freue mich immer schon auf das nächste Video, habe schon viel gelernt.
Auf der Suche nach Links bin ich auf diese Seite gestoßen. Ich finde deine Einstellung Super! Für mich gibt es schon lange zwei Ausschlusskriterien für den Online-Einkauf, das sind „Amazon“ und „China“. Als alter Gewerkschafter gefällt mir der Umgang von Amazon mit dem Personal nicht, dazu kommt die „Datenkrake“. Und China klaut uns das Knowhow und produziert unter Missachtung der Menschenrechte billiger. Übrigens, ich informiere mich im Internet, kaufe aber lieber im Laden, sonst haben wir bald keine Läden mehr. Viele machen es umgekehrt, im Laden ansehen und online kaufen.
Hallo Heiko,
Danke für die Aufklärung – ich wusste das bisher nicht!
Allerdings nutzte ich Verlinkungen grundsätzlich nicht!
Respekt vor Deiner Haltung!
Ich verfolge Deinen Block seit sehr vielen Jahren und ich konnte dadurch sehr viel lernen, dafür gebührt Dir ein großer Dank! Danke!
Ich denke, dass die Gier den Menschen immer mehr blind macht!
Jeder soll für seine Arbeit angemessen entlohnt werden, leider genügt das sehr vielen Menschen nicht mehr, und so ist vielen, jedes Mittel recht, nur um Kohle zu machen!
Warum sind wir nur so unkritisch geworden?
Mach weiter so!
Viele Grüße
Roland aus Rosenheim
Mir ist dieses Versandhaus schon seit Jahren ein Dorn im Auge, auch wenn man sich deren Gebahren anschaut. Auf deren Marketplace muss man vermutlich noch immer den günstigsten Preis anbieten, auch wenn für dieses Angebot auf einer anderen Plattform z.B. weniger Kosten anfallen würden. Bietet man es bei B zu 10 Eur an darf es bei A nicht teurer angeboten werden.
Auch die dahinter stehende Marktmacht hat mich dazu gebracht, auf A lediglich Preisvergleiche zu machen.