Weniger Smartphone, kein Facebook, kein Instagram – geht das?

Vor einigen Monaten war ich an einem Punkt, an dem mich sowohl mein Smartphone, als auch die beiden sozialen Netzwerke Facebook und Instagram einfach nur noch genervt haben. Inzwischen habe ich kein Facebook- und kein Instagram Konto mehr. Mein Smartphone benutze ich nur noch etwa ein bis zweimal pro Woche und es klappt hervorragend.

Aber mal von vorne:


So ein Smartphone ist ja eigentlich eine tolle Sache. Wären da nicht ein paar Dinge, die nicht so schön sind:

  • Moderne Smartphones werden immer größer, sie passen eigentlich nicht mehr in die Hosentasche.
  • Die Akkulaufzeit wird immer geringer. Man muss sie fast jeden Tag ans Ladegerät hängen.
  • Ständig kommen irgendwelche Meldungen von irgendwelchen Apps, man muss Updates einspielen und sich auch immer wieder mal um die Einstellungen kümmern. So ein Smartphone will ständig Aufmerksamkeit haben.
  • Man sollte eigentlich ständig ein schlechtes Gewissen bei der Benutzung haben. Denn zum einen ist es mit dem Datenschutz ja so eine Sache. Wenn man nicht auf der Hut ist, fließen viele private Daten unkontrolliert ab. Außerdem kostet es Unmengen an Energie in Rechenzentren und bei der sonstigen Infrastruktur, wenn man ständig online ist.

Erinnert ihr euch noch an die Zeit vor den Smartphones? Mit einem Mobiltelefon konnte man telefonieren und SMS schreiben. Es passte in die Hosentasche und musste maximal einmal pro Woche aufgeladen werden. Über den Datenschutz musste man sich kaum Sorgen machen und die Software auf dem Gerät lief einfach ohne das Zutun des Nutzers.

Vor einigen Monaten wollte ich mein Nutzerverhalten drastisch ändern, da ich gemerkt habe, dass ich ständig auf mein Smartphone schaute und das Gerät einfach zu viel Zeit verschlang. Zwar möchte man sich nicht von der modernen Kommunikation abnabeln, aber muss man ständig online sein? Muss man ständig seine E-Mails prüfen, auch wenn man eigentlich keine Zeit dafür hat? Muss man immer und überall erreichbar sein und muss man ständig über soziale Netzwerke über alle möglichen Leute informiert werden? Was sie gerade tun, wo sie sind und was sie zum Mittagessen haben? Ich für meinen Teil kann diese Fragen mit „Nein“ beantworten.

Schritt 1: Smartphone entrümpeln

Im ersten Schritt habe ich mein Smartphone von allem Ballast befreit, alle Meldungen abgeschaltet und alle Apps, die mein Leben nicht wirklich einfacher machen, entfernt.  Bei genauer Betrachtung ist das so einiges. Und eben diese genaue Betrachtung ist der schwierige Teil an der Sache. Das fängt schon beim Konsum von Nachrichten an. Ich habe mir abgewöhnt ständig auf irgendwelche Apps zu schauen, die mir das Neueste aus aller Welt zeigen, mich darüber aufklären, dass dieser oder jener YouTube-Kanal etwas Neues hat oder jemand in einem Forum etwas geschrieben hat. Alle die dafür zuständigen Apps wurden vom Smartphone entfernt. Da bleibt dann nicht mehr viel übrig. Auch die E-Mail App wurde entfernt. E-Mails lese ich am Computer, und zwar dann, wenn ich auch die Zeit habe, sie in aller Ruhe zu beantworten.

Schritt 2: RSS statt Nachrichtenflut

Natürlich will man aber weiterhin auf dem Laufenden bleiben.  Das geht sehr bequem am Computer mit einem sogenannten RSS-Reader. Das ist entweder ein eigenständiges Programm, oder eine Erweiterung für den Browser. Ich nutze die Erweiterung „Feedbro“ in meinem Browser. In einen RSS-Reader trägt man einfach alle seine Nachrichtenseiten, Blogs, Foren und YouTube-Kanäle ein.   Daraus entsteht dann ein ganz individueller Nachrichtendienst. Man sieht, wo es etwas Neues gibt, kann es direkt lesen oder anschauen und das alles ohne nervige Meldungen und ohne dass ein Onlinedienst das alles protokolliert.  Es gibt auch RSS-Reader für das Smartphone. Nun schaue ich eben nicht mehr ständig auf mein Smartphone, sondern ein bis zweimal am Tag in meinen RSS Reader. Und das tue ich dann, wenn ich die Zeit dazu habe und nicht dann, wenn irgendeine App mich dazu nötigen möchte.

Schritt 3: weg mit Instagram und Facebook

Für jemanden, der selbstständig ist, ist es schwierig ohne die Marktmacht von Facebook und Instagram neue Kunden zu finden – sollte man meinen. In unserem Fall (https://kuswerkstatt-saar.com) zeigte es sich jedoch, dass Facebook und Instagram zwar hier und da zu Kontakten führten, nicht aber zu Neukunden. Die Fragen bezogen sich selten auf unser Produkt, die Onlinekurse und waren meist recht belanglos. Eine Testphase, in der ich mehrere Wochen nichts auf diesen Plattformen eingestellt habe, zeigte keinerlei negativen Auswirkungen auf die Zahl der neuen Kunden. Aber es sparte enorm viel Zeit.

Nun werden natürlich einige denken, dass wir einfach ein schlechtes Sozial-Media-Marketing hatten und deswegen keine Unmengen an Neukunden über diese Kanäle generiert wurde. Das mag sogar stimmen. Aber wir sind mit unseren Kundenzahlen durchaus zufrieden und sehen keinen Grund mehr Kunden haben zu wollen, als wir betreuen können.

Privat haben wir Facebook und Instagram ohnehin nie genutzt und irgendwelchen Influencern zu folgen bringt einen im Leben auch nicht weiter. Also war der nächste Schritt die Löschung der beiden Konten. Wieder mehr Kontrolle über die eigenen Daten!

Schritt 4: ein einfaches Mobiltelefon

Nachdem sich dann gezeigt hatte, dass ich mein Smartphone nur noch wenig benutze und wenn, dann nur zum Telefonieren und für Kurznachrichten, war der Entschluss ein einfacheres Gerät zu kaufen nur konsequent. Es wurde ein schlichtes Telefon, mit Tasten und den grundlegenden Funktionen. Das muss ich jetzt nur noch einmal in der Woche laden, es passt in jede Hosentasche, nervt nicht und verlangt nicht ständig nach meiner Aufmerksamkeit. Ich bin damit sehr zufrieden.

Ganz ohne Smartphone geht es leider nicht

Aber ganz ohne Smartphone geht es nicht. So kann man beispielsweise die programmierbaren Thermostate der Werkstattheizung nur über eine Smartphone-App bedienen, ebenso da Alarmsystem. Gelegentlich braucht man auch einfach mal ein Navigationssystem im Auto. Viel mehr bleibt bei mir aber nicht an Smartphone-Nutzung übrig.  Im Alltag benutze ich mein einfaches Handy, das Smartphone hat keine SIM-Karte mehr, sondern wird nur noch im WLAN benutzt (außer für die gelegentliche Navigation im Auto).

Seit dem Umstieg auf Linux muss ich mich auch per Smartphone an unserer Buchhaltungssoftware (Datev Unternehmen online) anmelden. Unter Windows geht das mit einem kodierten USB-Stick, unter Linux funktioniert dieser Stick leider nicht.

Fazit

Die drastische Reduzierung der Smartphone-Nutzung und die Beschränkung der Aktivitäten in sozialen Netzwerken auf das absolut Notwendige empfinde ich als enormen Komfortgewinn.  Wenn man ehrlich zu sich selbst ist, verbringt man doch enorm viel Zeit mit seinem Smartphone. Die meisten Smartphone-Nutzer werden sich auch eingestehen müssen, dass sie viel Zeit mit Dingen verbringen, die keinen echten Mehrwert für das eigene Leben bieten. Mir ist klar, dass viele aus beruflichen Gründen ständig online sein wollen/ müssen und ständig erreichbar sein wollen/ müssen. Ich finde das eher bedenklich, als fortschrittlich. Man hört und liest immer öfter davon, dass die ständige Erreichbarkeit, die ständige Jagt nach immer mehr Informationsschnipseln und der Druck nichts zu verpassen Menschen krank macht. Aus eigener Erfahrung kann ich nur jedem empfehlen, die Nutzung von Smartphones und sozialen Medien einmal zu überdenken und ggf. zu reduzieren. Es bedeutet kein Rückschritt, im Gegenteil, zielgerichtete Kommunikation, selbstbestimmte Informationsbeschaffung und ein vernünftiger Umgang mit privaten Daten sind meiner Meinung nach wichtige Kernkompetenzen für die Zukunft.

Sollte mein derzeit sechs Jahre altes Smartphone irgendwann den Geist aufgeben, bin ich mir nicht wirklich sicher, ob ich mir noch einmal eines kaufen werde. Eventuell wäre auch die Kombination aus einfachen Handys für den Alltag und einem einzigen „Familleinsmartphone“ eine gute Lösung. Darüber werde ich mir Gedanken machen, wenn es so weit ist.

 

 

Ein Gedanke zu „Weniger Smartphone, kein Facebook, kein Instagram – geht das?“

  1. Hallo Heiko,

    Bis auf den Handy-Schritt bin ich all diese Schritte bereits vor zwei Jahren gegangen. Hat für mich soweit kein Problem dargestellt. Problematisch war der Versuch, auch WhatsApp zu beerdigen. Zwar wollen viele Menschen auch loskommen von WhatsApp zu bspw. Signal oder Threema, aber die wenigsten machen das dann wirklich und gehen auch nicht auf einen zu, wenn man dies selbst durchzieht.
    Womit ich sonst noch gute Erfahrungen gemacht habe, ist die Digitalisierung meiner ganzen Todo-Sticky-Nodes. Diese habe ich durch das Deck-Tool in Nextcloud ersetzt und nutze es mit der dazugehörigen Smartphone-App und bin seitdem deutlich fokussierter und zielgerichteter auch im Privaten. Jede freie Minute wird seitdem effektiv für das Abarbeiten kleinerer Aufgaben genutzt, wodurch sich bei uns im Haus inzwischen sehr viel tut. Das war für mich inzwischen der nächste große Schritt nach meinem ‚Digital Detox‘.

    Beste Grüße
    Uli

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